In vielen Familien gibt es Gegenstände, die von Generation zu Generation weitergereicht werden. Sie erinnern an Abschied, Verlaust, Tod und Trauer, erzählen aber auch von Neubeginn, haltenden Familiensystemen und Hoffnung in einer neuen Heimat.

Diese Geschichten gehören zu den Familien, genauso wie all die anderen Erinnerungen.

Das FamilienZentrum in unserer Stadt begleitet und unterstützt viele Menschen, auch geflüchtete Frauen und Männer und Kinder aus vielen Ländern dieser Erde. Immer wieder tauchte die Frage auf, was nehmen Menschen mit, was packen sie ein, wenn sie ihre Heimat verlassen müssen? Folgen wir als Menschen rein pragmatischen oder emotionalen Impulsen? Was muss unbedingt mit und darf nicht dort gelassen werden? Der Gegenstand steht für Verlust und für einen Teil der alten Heimat. Er ist ein Übergangssymbol, als Brücke zwischen der alten und der neuen Heimat.

FamilienZentrum

In Interviews nähert sich die Ausstellung den Menschen im FamilienZentrum und auch innerhalb unserer Stadtmauer mit genau dieser Fragestellung. Damit gibt sie den berührenden Geschichten von 19 Frauen und Männern einen Rahmen. Wir hören von Bedrohung, Tod, Verlust und großer Angst. Von endgültigen Abschieden. Aber auch von Mut, Hoffnung und Unterstützung.

Die Ausstellung möchte die Erinnerungen dieser Menschen sichtbar machen. Und sensibilisieren für unseren Nächsten. Und zeigen, dass fast jeder von uns solch eine Geschichte, solch einen Gegenstand in seiner Familie hat: In Hessen hat derzeit jeder Dritte einen Migrationshintergrund. Unser Land ist ein Einwandererland. Die Ausstellung zeigt einmal mehr, welche Verzweiflung und Angst Krieg, Flucht und Vertreibung auslösen. Es ist existentiell, für unsere demokratischen Werte einzustehen und Menschen, die zu uns fliehen, zu unterstützen, damit sie in unserer Heimat ankommen und vielleicht eine zweite Heimat finden können.

Annette Ruske-Wolf, Dipl.Päd.Univ.

Einrichtungsleitung FamilienZentrum BSA e.V.